Punk im Pott 2007

Ort: Turbinenhalle, Oberhausen, Datum: 28.12.2007

"PUNK IM POTT", das Fest nach dem Fest in Oberhausen.

Am 28. und 29.12.07 war es mal wieder soweit. Zum neunten Male näherte sich einer der wichtigsten Termine für alle Damen und Herren Punkrocker, die sich diese Mischung aus Großereignis und "Ich treff' jede Menge Bekloppte die ich unbedingt kennen lernen muss" partout nicht entgehen lassen wollten. Hier hat Veranstalter Alex Schwers was wirklich Tolles geschaffen und Stück für Stück mit viel Liebe zum Detail aufgebaut.

Also erstmal Karten besorgt und alles geregelt für diese wahren Feiertage oder "das Fest nach dem Fest", wie es die Fans liebevoll nennen. Und wochenlang hing mir Simon, alias Torgarantie Kaumanns, Wunderstürmer und Jahrhunderttalent vom "Pigs United Football Club" in den Ohren.

"Barne, Barne, ich bin so aufgeregt, ich freu mich da so drauf, wir gehen da so ab." Schlimmer als ein aufgescheuchtes Huhn. Also ich erstmal ganz in Ruhe im Vorfeld 'nen Anhänger mit Verdeck vom Busenkumpel Oswalt Kolle gechartert. Da sollte dann lecker die Matratze drin liegen, zwei Schlafsäcke und 'ne Isomatte am Start und fertig war das Wohnmobil was keinen Vergleich mit irgendwelchen holländischen fahrbaren Wohnzimmerschränken scheuen musste. Ein Rockmobil vom Feinsten. Bei so einer Ausrüstung hätte mir nicht mal das Matterhorn Angst einjagen können, also sah ich dem Ereignis echt gelassen entgegen. Dann aber war es soweit. Freitag, der 28.12.07 - 11.00 Uhr, Abfluuuug. Die ganze Scheiße hinten in den Hänger geschmissen und dann ab nach Real Bocholt bei Seppel inne Getränkeabteilung ein paar Kisten Bit gekauft. Ach ja, Geld ziehen wäre auch nicht schlecht. Dann flugs nach Hamminkeln zur Torgarantie, den Dicken eingeladen und ab auffe A3 um die gigantische Strecke von 40 km in Angriff zu nehmen. Mist, da fehlte noch was, also am ersten Rastplatz wieder raus. Ein leckeres kaltes Bierchen aufgemacht und dann kam sie, mit jedem Schluck.

F e s t i v a l s t i m m u n g

Noch ein paar schmierige Witze im Auto und da waren wir auch schon. In der Ferne tauchten die Flutlichtmasten vom Niederrheinstadion auf und die Torgarantie geriet ins Schwärmen, philosophierte und sprach von der großen Liebe zu Rot Weiß Oberhausen. Ich also erstmal die Mucke in Höllenlautstärke an um das dumme Gelaber nicht mehr zu hören, was mir direkt strafende Blicke aus dem mittlerweile neben uns stehenden Streifenwagen einbrachte. Ich also katzbuckelnderweise und untertänigst mein Fahrbierchen versteckend, Gas gegeben und bloß weg hier. Da tauchte auch schon das 10-Sterne-Restaurant namens McDonalds auf, hier nur noch links abgebogen, direkt die richtige Einfahrt getroffen und schon standen wir auf dem Parkplatz der Turbinenhalle, im Volksmund Turbohalle genannt, unserer Heimat für die nächsten zwei Tage. Und da schimmerte sie auch schon, die elegante Metalltreppe welche im vergangenen Jahr in die heiligen Hallen führte und an der sich äußerst witzige Begebenheit zutrug von der ich hier im Vorfeld unbedingt erzählen muss.

Auch im zurückliegendem Jahr waren wir sehr zeitig da, standen wichtigste Themen diskutierend blöde in der Gegend rum während sich Schnulzi trollte um pissen zu gehen, sich flugs unter besagte Metalltreppe schlug und in aufreizender Pinkelpose seinem Geschäft nachging. Nichts ahnend dass zehn Meter über ihm ein Assi im Vollsuff stand, megabreit und voll wie ein Eimer, sich taumelnd am Geländer hielt und im hohen Bogen in die Tiefe reiherte. Während nun die leckeren Bröckchen, der Schwerkraft folgend unabänderlich Kurs auf Schnulzis Mikroschniedel nahmen, konnte sich dieser gerade noch mal mit einem Hechtsprung aus der Brechzone retten. Wir lagen natürlich auf dem Boden vor Lachen.

Dementsprechend huschte mir ein heiteres Lächeln mit dem stillen Wissen "Das wird dieses Jahr nur noch besser" über die Lippen. Auf dem Parkplatz dann noch geil rückwärts mit dem Hänger in einem Zug rückwärts eingeparkt, hinten die Bettchen im Rockmobil klar gemacht, vorne ins Auto reingesetzt, Mucke an, Sitze nach hinten, entspannt zurückgelehnt, und die Show konnte losgehen.

Nach circa einer Viertelstunde dann das erste Highlight. Ein Skifahrer mit Iro kreuzte unsere Bahn, irgendein Verrückter hatte sich tatsächlich ein paar Langlaufskier mitgebracht und sich den Schotterparkplatz als Versuchsstrecke ausgesucht. Ja, mein Junge, Du wirst hier einiges gelernt haben, wahrscheinlich aber wenig über's Skifahren. Von uns gab's dennoch satte 8 Punkte. Aber es ging auch anders. Neben uns stand ein Golf mit einem Pärchen aus Bocholt die uns ständig siezten, so dass wir uns fragten aus welchem Kniggekurs die wohl ausgebüxt sind. Leute gibt's.

Dann gings ab in die Halle. Vorne das übliche Gedränge für die Sicherheit, klappte aber alles gut, man braucht halt ein wenig Geduld. Man wurde dann noch durchsucht, danach in die heiligen Hallen. Einmal überall durchgelaufen, war echt fett groß und zehnmal besser als im vergangenen Jahr. Platz für Milliarden von Rockern. Die perfekten Rahmenbedingungen für 'ne geile Party.

Wir also erstmal den Bierstand angesteuert und ums schamlos mit Biermarken eingedeckt. Nebenan dudelte bereits die erste Band, erstmal natürlich recht gemächlich. Da es im Vorfeld einige Veränderungen im Lineup gegeben hat hoffe ich dass ich hier nix durcheinander bringe. "Kaput Krauts" waren die erste Combo und meines Erachtens gar nicht schlecht, frag mich hier aber bloß keiner nach einzelnen Songs. Die nachfolgenden Bands legten Stück für Stück die Messlatte immer ein wenig höher und die Stimmung im Publikum wurde zunehmend ausgelassener. Schick auch der Gig von den "Parasitenmädels" (bei denen habe ich noch was gut zu machen nachdem ich die Parasitendrummerin auf dem Betontodweihnachtskonzert für'n Mann gehalten habe, bitte tausend Mal um Vergebung).

Besser das Thema wechseln, womit wir auch schnell bei "Emscherkurve 77" sind , die mit zwei Sängern 'ne ganz gute Show machten, entsprechend wuselig über die Bühne flitzten und echt Gas gaben. Das Publikum wurde langsam und im wahrsten Sinne voller und voller, nahm es dankbar zur Kenntnis und man konnte vom ersten kleinen Highlight des Abends sprechen. Zwischendurch gab es Nichts, oder besser gesagt "Supernichts", die ebenfalls für Pogo sorgten.

Nächstes wahrer Highlight war das erneute Ansteuern des Bierstandes an dem wir uns erst einmal ausgiebig mit Bier zuschütteten und jede Menge Gesindel trafen. Unter anderem ein paar echt nette Mädels aus dem Süden, die ständig irgendwas von "die Peschtpogge" erzählten und damit nächste Band meinten.

Also klauten sie kurzerhand unser Bier und waren damit unauffindbar verschwunden. Da der Biermarkenvorrat schier unerschöpflich, also wieder Bier gekauft wobei die Torgarantie zum Anprosten erstmal "Wir müssen aufhören weniger zu trinken" von "Betontod" anstimmte, und man höre und staune, auf einmal zig Leute im Foyer das Lied anstimmten und wir die Nummer in einem 50 Leute starken Shanty Chor hätten schmettern können. Super Party.

Es gesellten sich dann noch zwei zuckersüße Mädels aus Hassloch und Nina und Michael (nein, nicht Marianne und Michael) aus Darmstadt, ein echt süßes Paar zu uns, die ebenfalls total begeistert von der guten Stimmung waren. Ich folgte artig Ninas Monolog über "Frauentausch" und anderen Dokusoaps bis sie die Bombe platzen ließ. "Ich hab da auch schon mitgemacht, und ich war sogar in der Auswahl der besten Mütter auf Platz vier." Dann sagte sie noch zu Anne: "Nehmt ihr beiden da doch auch mal dran teil." Worauf Anne interessiert: "Braucht man dazu ein Baby"? Den Rest erspare ich euch, bevor sich hier noch Sehnsüchte auftun. Waren aber echt lieb die zwo, ich lenkte meine Beinchen trotzdem erstmal aus der Gefahrenzone und schlenderte umher.

Wieder an der Foyertheke angekommen haben wir dann noch weitergesoffen. Irgendwann konnte ich echt nicht mehr und verkündete mit gespieltem Tatendrang "So, ich geh jetzt nach Montreal" woraufhin ich mich schäbigst auslachen lassen musste. Und Sprüche wie "Ey, Barne, nach Kanada geht's aber da lang, Hätt ich da jetzt länger als zwei Minuten hingeguckt könnte ich über die auch was schreiben. Aber da zockten "Fahnenflucht" schon, die ich echt gut fand, die waren schon ne echte Hausnummer. Die Stimmung in der großen Halle war jetzt echt geil. Ich hatte dann aber wieder Wichtigeres zu tun. Hab' dann noch ein paar Leute fotografiert und zugetextet und zur Abwechslung mal ne Runde Bier geholt. Wir haben dann noch Jacky und Vlaume getroffen, die mir der Kaumanns überschwänglich, mittlerweile im fortgeschrittenen "Gib mir die Schlüssel, ich kann noch fahren"-Stadium als seine Praktikantin vorstellte. Ja, ja ein wenig Größenwahn gepaart mit maßloser Selbstüberschätzung, das ideale Rezept für einen lustigen Abend.

Leider hab ich dann von den "Mimmis", die ich sehr gerne gesehen hätte, nicht allzu viel mitbekommen, weil es im Foyer so schön gemütlich war. Hier ein Bierchen, da ein Bierchen. "Hass" hatte ich aber ganz oben auf meinen Einkaufszettel, daher sind Anne und ich erstmal zur Bühne getapert und haben fett abgerockt. Megapogo und gar nicht brutal, wie es sein sollte. Die Jungs von Hass haben schon einen einzigartigen Stil, teils echt gemächlich aber immer mit Power und Druck. Wirklich geil was die Burschen da zauberten. Schade, dass es der letzte Gig sein soll, aber man weiß ja nie.

Jetzt schnell noch ein paar Zwischenbierchen und zurück zu den "Lokalmatadoren". Ein besseres Highlight für Punk im Pott hätte der Alex nicht aus dem Hut zaubern können. 'Ne Menge Hits haben se gespielt und alle sind voll mitgegangen bei Nummern und Refrains wie Pisspottshow, Mühlheim Ruhr, Fußball, Ficken, Alkohol. Zum Thema "Wie ein Assi sollst Du gehen" fällt mir dann nur noch ein, dass wir echt fertig mit Anne und dem Kaumanns zu McDonalds gegangen sind, wo ich mir dann erstmal ein Bier bestellt hab, ja das gibt es da auch. Da saßen dann noch zig Punks und Glatzen rum. Anne entschwand dann irgendwann sichtlich mitgenommen gen Klo und kam vorerst nicht mehr wieder. Als sich dann alle fragten, ob sie wohl ins Klo gefallen sei stolzierte sie plötzlich mit nassem Haar und um Jahre verjüngt zu unserem Tisch. Auf unsere verdutzten Blicke hin erwiderte sie im gespielt schnippischen Ton: "Ich hab mir im Waschbecken erstmal die Haare gewaschen, ein bisschen Tussi muss schließlich sein." Ach, Anne, wir lieben Dich alle.

Es ging dann nicht mehr zum Abschminken zur Friteuse von McDonalds, sondern einfach nur noch in unseren Anhänger zum Abpennen, was sich allerdings als echt schwierig darstellte. Es war nämlich schweinekalt und ich frage mich bis heute warum wir nicht einfach in die Turbohalle reingegangen sind, da spielten zwar noch die "Bottrops" aber man konnte in der Nachbarhalle schlafen. Super Idee. Wir Idioten waren natürlich zu doof um das zu kapieren und wurden zum Dank noch von jeder Menge Bullerei und Feuerwehr geweckt. Überall Blaulicht und so weiter. Hintergrund der Sache war, dass irgendwelche Spacken meinten, die Feuerwehr mit Steinen bewerfen zu müssen, was den Veranstalter Alex, wie er mir nachträglich in einem Telefoninterview offenbarte, echt getroffen hat. Das Ganze hatte übrigens zur Folge, dass das Hotel, in dem Teile der Musiker untergebracht waren, Angst hatte, die Bands aufzunehmen und diese kurzerhand ohne Übernachtungsmöglichkeit vor die Tür setzte. Die Medien haben durch ihre Berichterstattung ihr Übriges zur Verunsicherung beigetragen. Also dreimal "Vater Unser" beten und nächstes Jahr nicht mehr so ein Scheiß machen oder gleich zu Hause bleiben.

Für unsere Reisegruppe jedenfalls war es das beste Festival 2007. So, und ich bastel' dem Alex und seiner Mannschaft jetzt 'nen Punkrockernobelpreis für's "PUNK IM POTT 2007".

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  (von fritzken)
fritzken


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