Uppercuts und andere
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2006 hatten sich die "Uppercuts" Sängerin Manja und die "Pilsner Oiquell" Bassistin Miša in Prag bei einem Konzert kennen gelernt, freuten sich, dass es noch andere Mädels in der Szene gibt, die Musik machen und befanden die Musik auch noch für gut. Danach dauerte es nicht lange, bis Miša die "Uppercuts" zu einem gemeinsamen Konzert in ihre Heimatstadt einlud. Über Kontakte zu Prager Bohemians-Fußballfans gelang es uns noch ein Anschlusskonzert, zwar nicht in Prag aber immerhin in Ceské Budejovice (Budweis) zu bekommen und so stand einer Minitour zu den wichtigsten Orten der Brauereikunst nichts mehr im Wege.
Am Freitagabend des 18.5.2007 betraten wir dann also die Cuba Bar im Herzen von Budweis, die ersten Punx und Skins saßen schon am Tresen und das Schlagzeug war schon aufgebaut. Die Kneipe machte einen sehr angenehmen, gemütlichen, punkigen Eindruck und die Gäste waren durchweg sympathisch. Leider, wie so oft in Tschechien üblich, musste um 22:00 Uhr Schluss mit Livemusik sein. Daher spielte keine weitere Band und wir mussten pünktlich um 21:00 beginnen.
Extra für die Konzerte hatten wir den Klassiker "Mladost je radost" von der (tschecho-)slowakischen Punkrocklegende Zona A einstudiert, die auch in Tschechien immer noch als Helden gefeiert werden. Spätestens als wir diesen Song spielten, gab es kein Halten mehr und wir hatten die Zuhörer voll und ganz auf unserer Seite. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass wir diesen Song an dem Abend zum Besten geben mussten. Nach dem Konzert ging die Party noch ewig weiter und wir wurden mit allen möglichen Sorten von Hart-Alk abgefüllt. Und wir dachten immer, dass man in Budweis Bier trinkt ... Das wurde aber offensichtlich auch ordentlich getan, denn der Vorrat wurde ganz und gar ausgetrunken. Na, wenn das kein Erfolg ist!
Das Aufstehen am nächsten Morgen gestaltete sich dementsprechend schwierig, unser Schlagzeuger ließ sich den Abend noch einmal durch den Kopf gehen und dann ging es auf den Weg in die Stadt, die für die Pilsner Brauart berühmt ist. Die "hospoda pod kopcem" (Kneipe unten am Hügel) stellte eine richtige tschechische "Dorfstampe" am Rande der Stadt mit riesigen Konzertsaal und hoher Bühne dar. "Muerti" begannen das Konzert und ich kann mich gar nicht mehr richtig erinnern. Am Alkoholpegel lag dies aber nicht, denn im Gegensatz zu anderen schaffte ich es immer ganz gut den aufdringlichen Schnapsangeboten zu entfliehen. Wir durften als Zweites auf die Bühne und die Stimmung war wieder famos. Wahrscheinlich zum ersten Mal in unserer "Karriere" wurde Stagediving gemacht, Manja wurde durch die Menge getragen und wir mussten wieder etliche Zugaben spielen, darunter natürlich immer wieder "Mladost je radost". Endlich konnte ich danach auch mal "Pilsner Oiquell" sehen, die an dem Abend die Veröffentlichung ihrer Doppel-DVD feierten und auch von ihren Fans ordentlich gefeiert wurden. Zumindest von denen, die noch stehen konnten. Der Sänger der Band konnte es irgendwann leider nicht mehr. Der Feier tat dies aber keinen Abbruch und so wurde mal wieder noch ewig weiter getrunken und es sprang gleich das nächste Konzert für uns in Mlada Boleslav am 23.6.2007 heraus, der Stadt wo das andere tschechische Spitzenprodukt, der Škoda herkommt.
Die Kneipe dort war wieder am Stadtrand gelegen in grüner Umgebung, urig, mit extra Konzertsaal und hoher Bühne ausgestattet und sogar mit klassischen Gemälden an den Wänden. Als erstes spielten "Gauneri", die auch ziemlich bekannt sind in Tschechien. Der Sound war super und man hörte den Jungs an, dass sie Motörhead-Fans sind, was aber richtig gut kam. Unvergesslich ist auch das Aussehen der Jungs mit ihren super breiten, unendlich langen, nach hinten gekämmten Iros und Oberlippenbärten. Leider mussten die wieder schnell nach Hause und nahmen auch ihr ganzes Equipment mit, was zu längeren Umbaupausen führte. Als zweites spielten "Woytila", eine HC-Band aus Jablonec, die nicht so sehr überzeugten. Wir hatten mal wieder das Los des Hauptacts gezogen und waren deshalb auch nicht mehr gerade nüchtern. Schließlich hat uns der Veranstalter ja schon seit der Ankunft "gezwungen" ständig Bier nachzukippen und auch wieder andere Getränke zu uns zu nehmen und man will ja auch nicht unhöflich sein ... Auch hier war die Stimmung trotz der nur wenigen Fans wieder super und als letzte Band kann man je eh immer so lange spielen, wie man will, weil keiner nach Hause möchte. Leider machte die Stampe irgendwann zu und wir waren gezwungen mit unseren treuesten Fans in eine 24-Stunden-Spielbar umzuziehen.
Zum Abschluss kutschierte uns der Veranstalter am nächsten Morgen noch mit seinem alten russischen UAZ Kleinbus durch die Stadt und wir genossen noch einmal die leckere tschechische Küche. Die Konzerte haben alle super viel Spass gemacht, das Publikum war gut drauf und total dankbar. Kein Vergleich mit den immer nur in der Ecke rumstehenden Berlinern. Wir kommen gerne wieder. Inzwischen haben wir schon wieder neue Konzertangebote aus Mlada Boleslav und Liberec, einer musikalischen Eroberung Tschechiens durch uns steht also nicht mehr im Wege und irgendwann rocken wir auch garantiert noch das legendäre 007 in Prag. Vielen Dank an alle, die uns in Tschechien unterstützt haben und besonders an Miša, die den Stein ins rollen brachte.
Na zdravi!