Zaunpfahl
Mit dem noch Wende-geschädigtem Gründungsjahr 1994 gehören Zaunpfahl seit nun mehr 25 Jahren zum Alt-Herren-Gedeck der Punkrockszene. Nun wird einiges junges Gemüse, was zu diesen Zeiten noch nicht mal in der Aussaht stand, meinen, das geht doch gar nicht, dass Alkohol so frisch und knackig macht, die sehen doch noch total geil aus die Jungs, naja, abgesehen der eine da, oh Gott, der kann doch schon gar nicht mehr richtig stehen, oder?
Gut beobachtet durch die verquollenen Klüsen liebe Kinder! Oberpfosten Papa Goethe hat trotz Bodenfäulnis und Holzwurm noch alle Latten am Zaun und wechselte in den letzten Jahren aus vielerlei Gründen so viel wie die Kartoffel Schläuche im Bauch hat, emsig die Bestandteile aus. So verteilt sich das melodiöse, Riff-betonte und niemals ernst gemeinte Rappelpappelpunkbrett auf folgende Besetzung: straight , schnittig, extrovertiert und immer im Sitzen – Max die Trommelfee; brachial, körperbetont und die Haare im Wind – Dick´n am Bass; seit März ausgewechselt, frisch gestrichen, Jungvieh – Jörg an Gitarre und Mikrofon; Papa, Pornopoet, Petermännchen von Teterow – Goethe an der Gitarre … immernoch, durchgehalten, nie ausgewechselt, hammer Typ!
2018 entzückten die Herren der Grundtsücksbegrenzung mit ihrem achten Studioalbum „Neue Zaiten“, was wie viele textliche Eskapaden einen spielerischen Umgang mit der Sprache und ausreichend Ironie nahelegt. Was sich viele andere Bands so sehr wünschen und überaus anstrengend im Ton der Zeit versuchen, strebten die Latten nie an – ernst genommen werden!!! Hier gilt das Motto: „Aus Spaß wurde Ernst und Ernst kann jetzt laufen.“ Also fängt man da lieber nicht mit an, so´n alten Zaun versetzt man schließlich nicht mehr. Punkrock ist hier in erster Linie zum Spaß haben da und die ganzen schlimmen Sachen, die in der Welt so passieren, verstecken sich dann hinter der ein oder anderen sprachlichen Eskapade oder dürfen sich selbst angelesen werden. So´ne Punkband ist ja schließlich kein Katastrophenfilm oder Lebensberater oder Jammerkasten oder Prophetenkanzel … oder soll doch jeder machen wie er denkt, Hauptsache fetzt! Im musikalischen Unterhaltungsprogramm lassen sich so allerhand Ohrwürmer, Mitgröhler , Heißmacher und auch Schnulzen (denn Alkohol macht manchmal schrecklich sentimental) finden. Wer sich zuletzt inhaltlich noch nicht erfüllt fühlt oder gar was zu Meckern hat, kann sich gegen die lokale Schnapsspezialität einen privaten Monolog von Papa Goethe abholen. Nach einem durchtanzten Abend findet man die Zaunpfähle selbstverständlich in althergebrachter Manier am hiesigen Tresen. Ein Pfahl muss tun, was ein Pfosten tun würde - Barbegrenzung sichern und festhalten. Und wat die Latten nicht halten, geht eh auf keine Kuhhaut, Oi!
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